Aktuelle Informationen zu Philips Genesung


Donnerstag, der 12. August 2010

Genau, ihr braucht euch nicht die Augen zu reiben, denn hier steht wirklich ein neuer Beitrag. Und es gibt so einiges zu erzählen, denn seit dem letzten Beitrag vom 24.6. ist eine ganze Menge passiert. Wir können uns nicht beschweren, dass es uns langweilig war. Aber der Reihe nach.
Philips KlassenzimmerZunächst einmal kam Mama aus ihrer Reha zurück und ist seitdem wieder voll in das Team rund um Philip integriert. Philips Reha wurde dann auch vorzeitig beendet, weil es sich schlichtweg zeigte, dass all die Therapien nicht genau das waren, was er brauchte und auch jetzt braucht. Wir (und andere auch) sind eher der Meinung, dass Philip mal ein Stück "normales" Leben braucht. Dabei muss man das Wort "normal" auf seine Verhältnisse beziehen. Dies bedeutet aber, dass er in seiner Wohngruppe in Vorlmarstein ankommen und integriert werden muss. Der Junge weiss bestimmt überhaupt nicht mehr, wo er jetzt eigentlich wohnt. Unna? Hattingen? Volmarstein! Also ab nach Volmarstein und entspannen (Ich habe endlich mal den Eintrag unter dem "Wo?" auf der Startseite geändert.). Naja, so richtig in Ruhe gelassen wird er auch dort nicht, denn wir arbeiten schon fleißig an und mit ihm weiter.
Auf dem Foto seht ihr die Schule, die Philip in Volmarstein besucht. Streng genommen ist es nur ein Nebengebäude mit einem Klassenraum, aber darin hat Philip seinen Unterricht. Gemütlich, oder findet ihr nicht? In seiner neuen Schulklasse hat Philip nicht nur nette Mitschüler, sondern auch sehr engagierte Lehrerinnen und Lehrer angetroffen. Nach einer kurzen Kennenlernphase stand für Frau Smolin, seine Klassenlehrerin, fest, dass Philip sehr aufmerksam ist, alles versteht und teilweise sogar im Unterricht unterfordert (!!!) ist. Englisch? Mathe? Alles kein Problem. Das größte Problem besteht nur darin, dass sich Philip nur sehr schwer verständigen kann, was die Teilnahme am Unterricht sehr erschwert. Deshalb kam sie auf die Idee, mit Philip und uns zum "Forschungs- und Beratungszentrum für Unterstützte Kommunikation der Universität zu Köln" zu fahren. Dort wurden uns einige Möglichkeiten vorgestellt, wie wir mit Philip, vor allem aber Philip mit uns kommunizieren kann und wie man das in Zukunft noch ausbauen kann. Damit Philip besser am Unterricht teilnehmen kann, wurde für ihn eine sog. Integrationshilfe beantragt. Dabei handelt es sich um eine Person, die ihn permanent in der Schule begleiten wird und ihm so einen Zugang zum Untericht ermöglichen soll. Welcher Schüler hätte nicht gerne einen Diener, der die Schultasche trägt, die Bücher aufschlägt usw.? Naja, Philip kann all das halt nicht selber, was aber nicht dazu führen darf, dass er nicht am Unterricht teilnehmen kann. Wie ihr hier schon seht, war also nicht viel mit Ruhe.
Und dann kamen endlich die schwer verdienten Ferien. Leider konnte Philip die bisher auch nicht genießen, denn es gab die eine oder andere Komplikation. Das Ergebnis ist, dass Philip wiederholt zu Gast auf der Kinderstation in der Helios-Klinik in Schwelm war. Ich kann euch alle beruhigen, dass es zum Glück keine Komplikationen waren, die Philip jetzt noch beeinträchtigen. Aber mehr möchte ich aus Gründen der Diskretion auch nicht darüber berichten. Der letzte Klinikaufenthalt dauerte immerhin auch fast drei Wochen und Philip ist heute wieder nach Volmarstein gekommen.
Endlich Ruhe? Mitnichten! Aber diesmal ist der Grund der "Unruhe" ein erfreulicher, denn morgen, am Freitag, geht es in den Urlaub mit Mama, Dagi, Rudi und Thorsten. Wir haben uns für die kommende Woche in einem Ferienhaus (falls ihr neugierig seid: www.ferien-fuer-alle.net) in Neßmersiel an der Nordsee eingemietet. Also geht es morgen ab in den Bulli und dann, mit Zwischenstopp in Lengerich, ans Meer. Wir sind alle gespannt darauf, wie es ist, mit Philip einen Urlaub zu machen. Aber wir freuen uns alle riesig. Und damit das Wetter jetzt auch gut wird und bleibt, fordere ich euch wieder zum Sonnentanz auf. Los, allemann tanzen! Und wenn wir aus dem Urlaub zurück sind, kann Philip noch den Rest der Ferienfreizeit in Volmarstein mit machen, u.a. mit einer Übernachtung im Zelt inklusive Nachtwanderung.
Es wird mit Philip halt nicht langweilig. Zwischendurch gab es natürlich auch immer mal wieder die eine oder andere unplanmäßige Episode (u.a. waren "alte Bekannte" wie der MRSA-Keim auch wieder dabei), aber wir können schon berichten, dass Philip gut drauf ist und dass es viel Spas macht, die Zeit mit ihm zu verbringen und etwas mit ihm zu unternehmen. Nach dem Urlaub melden wir uns wieder. Versprochen!

P.S.: Leider ist es in letzt Zeit wiederholt vorgekommen, dass das Gästebuch für höchst zweifelhafte Beiträge, die sicherlich nichts mit Philip zu tun haben, missbraucht wurde. Ich danke euch, dass ihr mir das so schnell gemeldet habt. Diese Einträge habe ich auch sofort gelöscht. Aber das zeigt mir auch, dass diese Internetseite jeden Tag gelesen wird. Wir sind wirklich überwältigt und ich kann mich nur wiederholen, wenn ich euch allen für die Unterstützung danke. Bitte weiter so! :-)

Donnerstag, der 24. Juni 2010

Ja wie isset denn nu inne Reha? Da quasi das gesamte Ruhrgebeit Kulturhauptstadt ist, darf auch hier ein kleiner Tupfer der ruhrpöttischen Sprachfärbung nicht fehlen. Aber nun zum Inhalt der Frage.
Sommer!Die Reha ist sicherlich wieder anstrengend, auch wenn der Start in der ersten Woche noch nicht sofort von 0 auf 100 erfolgte. Man muss sich wahrscheinlich auch zunächst wieder "beschnuppern". Die Therapeuten und Pflegekräfte müssen sich erst ein Bild von Philips Zustand verschaffen, um dann richtig loslegen zu können. Aber so, wie wir die Mitarbeiter dort kennen, wird das schon bald der Fall sein.
Und Philip hält sich tapfer. Der Junge ist momentan richtig gut drauf und hat offensichtlich Spass am Leben. Zumindest ist es so, wenn er Besuch bekommt und auch keine Therapie hat. Ansonsten kann es bestimmt auch anstrengend und schmerzhaft sein, aber wir wissen, dass Philip dort in guten Händen ist. Warum sollte er in den Therapien keinen Spass haben!? Zum Glück ist morgen auch schon Freitag und dann steht uns ein heißes und spannendes Sommerwochenende bevor. Mal schauen, wo wir am Sonntag das Spiel schauen werden. Irgendwo in Hattingen wird sich in der Innenstadt schon eine große Leinwand finden für "public viewing". Und Philip wird höchstwahrscheinlich dabei sein. Ich finde es richtig nett, dass das Spiel extra auf 16:00 Uhr gelegt wurde, damit Philip es sich anschauen kann. Jetzt müssen Jogis Jungs nur noch gegen Engalnd gewinnen.
Auf dem Selbstportrait (im Garten der Helios-Klinik in Hattingen) haben wir beide versucht, möglichst freudig und entspannt in die Kamera (am langen Arm) zu schauen. Ich muss zugeben, dass Philip eindeutig der coolere Typ ist und auch das entspanntere Grinsen hinbekommen hat. Die Sonnenbrille (original vom Bruder aus der Modemetropole Paris besorgt) konnte ich eh nicht toppen. Und die Frisur......ach lassen wir das. Der Junge ist schon verdammt gut drauf, auch wenn es heute Nachmittag fast 30°C waren. Zum Glück kommt Philip mit der vorne offenen Kopfstütze sehr gut zurecht, denn so hat er die Freiheit, seinen Kopf bewegen zu können. Auch wenn es macnhmal nocht etwas schwer fällt, aber er gewinnt mehr und mehr Kontrolle über seine Kopf- und Körperhaltung. Und gewinnen ist das richtige Stichwort, denn zu verlieren hat er wenig, aber eine ganze Menge zu gewinnen. Und daran sollen sich die Jungs der Nationalmannschaft mal ein Beispiel nehmen und am Sonntag gefälligst auch gewinnen. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob Philip im Falle einer Niederlage auch noch so entspannt schaut wie auf dem Foto. Drückt bitte der Nationalmannschaft die Daumen, alleine schon aus therapeutischen Zwecken!

Mittwoch, der 16. Juni 2010

Hatte ich geschrieben, dass es mit der Reha am 17.6. los geht? Es geht aber schon am 16. los! Und deswegen ist Philip heute mit Hilfe von Rudi und Sarah von Volmarstein nach Hattingen ins Trainingslager gebracht worden. Vor einem Jahr erfolgten solche Transport noch liegend im Krankenwagen, aber mittlerweile geht das auch mit einem Taxi für Rollifahrer. Auch daran kann man erkennen, was sich mittlerweile alles geändert hat.

Und in Hattingen gab es ein großes „Hallo“ mit vielen alten Bekannten, von denen viele aber nicht wirklich alt sind. Heute stand das Ankommen im Vordergrund und Therapien gab es noch keine. Aber das wird sich morgen ändern, denn diese Reha wird höchstwahrscheinlich nicht fünf Monate dauern und deswegen ist keine Zeit zu verlieren. Es ist halt wieder ein Trainingslager.

Diesmal liegt Philip auch nicht alleine auf einem Zimmer (zum Glück keinen MRSA-Keim), sondern darf sich das Herrenzimmer mit Jens teilen. Das meine ich auch so, denn beim letzten Aufenthalt waren es fast fünf Monate Quarantäne und das ist nicht unbedingt angenehm. Aber Jens scheint schwer in Ordnung zu sein und die beiden kommen sicherlich gut miteinander aus. Zumindest beim abendlichen Fernsehprogramm scheint es dank der Fussball-WM keine Streitpunkte zu geben. Jetzt müssen die Jungs in Südafrika aber bitte mal mehr Tore schießen!

Ein besonders erfreuliches Wiedersehen gab es gestern zur Nachtschicht, denn die war mit Nina besetzt, seiner damaligen Bezugspflegerin, die sich auch diesmal sicher besonders um Philip kümmern wird. Um halb zehn war Philip noch kein Stück müde und vielleicht hatten die Beiden noch Gelegenheit genug, sich wieder zu begrüßen. Aber Philip bleibt sicherlich auch noch ein paar Tage dort.

Wie lange der Aufenthalt insgesamt dauern wird, kann ich noch nicht sagen, denn das alte „Wir-bitten-um-eine-Verlängerung“-Spielchen mit dem Kostenträger beginnt wieder. Zunächst ist die Reha für 10 Tage genehmigt. Da diese Dauer aber wenig Sinn ergibt, wird es sicherlich Verlängerung(en) geben. Wir wissen allerdings nicht, wie viele und über welchen Zeitraum. Ich verspreche aber, dass ich euch auf dem Laufenden halte, denn Philip ist sicher über jeden Besuch dankbar. Von Essen aus ist Hattingen ja nicht so weit entfernt und am Wochenende gibt es keine Therapien, also hat Philip viel Freizeit. Wer ihn besuchen möchte, bitte kurz bei Papa (Andreas) oder Dagmar oder Rudi oder mir (Thorsten) melden.

Auf ein Wiedersehen in Hattingen?

Dienstag, der 8. Juni 2010

Die Ankunft in Volmarstein muss wirklich toll gewesen sein und Philip wurde sehr gut aufgenommen. Soviel, wie Philip mittlerweile von seiner Umwelt mitbekommt, dürfen wir davon ausgehen, dass viele neue Eindrücke auf ihn zukommen. Eine wesentliche Neuerung ist die, dass Philip jetzt nachmittags im Jugendtreff zu finden ist und dort unter teileise gleichaltrigen Jugendlichen ist, also im "ganz normalen" Leben. Die Ausrichtung dieses Jugendtreffs ist vielleicht etwas anderers als die eines Treffs für Personen ohne Beeinträchtigungen, aber wichtig ist doch, dass Philip eine Möglichkeit findet, seine Freizeit angenehm zu gestalten. Nur Therapie und Schule, dass kann es doch auch nicht sein. Und gerade von der Kommunikation erhoffen wir uns für ihn viele Eindrücke, um seine Aufmerksamkeit und seine Fähigkeiten zu trainieren.
Apropos Training, es geht wieder los! Am 17.6. geht es nochmals ins Trainingslager, also in die Helios-Klinik nach Hattingen. Aufgrund seiner guten Fortschritte soll Philip eine gezielte Förderung erhalten. Dort trifft er dann bestimmt viele "alte Bekannte" wieder. Ob die ihn wiedererkennen werden, wird sich zeigen. Seit seinem letzten Aufenthalt  hat er sich körperlich sicherlich nicht mehr verändert, aber wenn er die Damen und Herren dort anschaut und anlächelt, dann wird doch sicherlich die/der eine oder andere überrascht sein.
Und Besuch wird in Hattingen sicherlich auch wieder gerne gesehen. In der Reha war die Klinik damals mehr oder weniger sein Zuhause, aber diesmal wird es für Philip auch nur ein Klinikaufenthalt sein, denn sein Zuhause hat er dann hoffentlich woanders gefunden. Ohne Frage, das Trainingslager wird wieder sehr anstrengend werden, aber hoffentlich ebenso erfolgreich wie der erste Aufenthalt.
Also dann, liebe(r) Nina, Francisca, Kerstin, Nadine, Uwe, Daniela (2 mal), Melanie, Monika, Veronika, Herr Boksch (und alle, die ich hier jetzt nicht genannt habe, es aber nicht böse meine), Philip ist quasi schon im Anflug. Habt ihr einen Platz frei und ein bisschen Zeit?

Montag, der 31.Mai 2010

Seit dem letzten Eintrag ist viel Zeit vergangen und auch bei Philip hat sich viel getan. Das allerwichtigste ist, dass sich Philip weiterhin zurück ins Leben kämpft und auch Erfolge dabei erzielt. Er wird wacher und wacher, wobei der Begriff "wach" mit seinen eigenen Maßstäben zu messen ist. Nein, der Begriff des Wachkomas ist sicherlich nicht angebracht. Philip schafft es mittlerweile, eine Person, die ihn anspricht, mit den Augen zu verfolgen und deswegen sind wir uns sicher, dass er uns nicht nur hört, sondern wahrscheinlich auch versteht. Jetzt müssen wir nach einer Kommunikationsmöglichkeit suchen, damit wir und andere ihn auch besser verstehen.
Und ab heute werden es wieder viele Leute sein, die Philip kennenlernen und verstehen möchten, denn er ist heute umgezogen in das Oscar-Funcke-Haus der Evangelischen Stiftung Volmarstein in Wetter an der Ruhr. Dieser Umzug ist hoffentlich ein weiterer Schritt auf seinem Weg der Genesung.
Aber dieser Umzug ist auch leider mit einem Abschied verbunden, einem Abschied aus der Lebensarche Königsborn. Der Grund für den Umzug ist sicherlich nicht der, dass es ihm dort nicht gefallen hat oder dass es irgend etwas auszsetzten gegeben hätte. Ganz im Gegenteil, der Abschied fiel nicht leicht. Leider konnte ich (Thorsten) nicht persönlich dabei sein, aber neben den freundlichen Mitarbeiterinnen haben Dagi, Rudi und Papa mit Philip den Umzug gemeinsam gemeistert. Vorher gab es aber eine zünftige Abschiedsparty, zumal neben Philip auch Kevin aus der Wohngruppe auszieht. Ein Abschied tut manchmal weh, aber trotzdem kann man das erreichte feiern und sich mit einem Lächeln an die schöne Zeit erinnern, die man zusammen verbracht hat. Und es war eine schöne, aber vielmehr noch eine erfolgreiche Zeit. Philip hat in Unna viel gelernt und Fähigkeiten wiedererlangt. Dies ist sicherlich auch ein Verdienst der Pfleger/innen und Therapeuten bzw. Therapeutinnen, bei denen wir uns in Philips Namen ganz herzlich bedanken.
Ohne den Verdienst der anderen zu schmälern, geht sicherlich ein ganz besonderer Dank an Nicole, die mit Philip zusammen das "Traumpaar" schlechthin gebildet hat. Wenn es jemals zwei Personen auf dieser Welt gab, die auf einer Wellenlänge lagen, dann die Beiden. Nicole und Philip, ihr seid spitze! Aber Philip ist ja nicht aus der Welt und wir werden sicher nochmal in Unna-Königsborn vorbeischauen.
Aber mit dem Umzug nach Volmarstein beginnt ein neuer Abschnitt und wir hoffen, dass es ähnlich erfolgreich weitergeht, obwohl die Damen aus Unna und Philip die Messlatte sehr hoch gelegt haben. Der Umzug nach Volmarstein bringt sicherlich einen "Tapetenwechsel" mit sich, der Philip andere Eindrücke verschaffen wird und die seine Aufmerksamkeit weiter steigern können. Es werden andere Therapeuten, andere Pfleger/innen, ein anderes Wohnumfeld, eine andere Schule usw. auf ihn zukommen. Ich denke, dass er in erster Linie gespannt sein darf. Wenn man in ein neues Lebensumfeld kommt, dann gibt es immer Hoffnungen und Erwartungen, vielleicht aber auch Bedenken. Ich denke, dass dies jeder nachvollziehen kann, der mal die Schule, den Arbeitsplatz oder den Wohnort gewechselt hat (und das dürften die meisten sein). Philip hat mit einem Umzug Schule und Wohnort gewechselt . Hinzu kommt, dass er in einem viel größeren Ausmaß von seiner Umgebung und den ihn umgebenden Menschen abhängig ist, als wir. Wir wünschen ihm, dass, falls er sie hat, seine Bedenken schnell zerstreut werden und dass alle seine Wünsche und Hoffnungen erfüllt werden. Aber genau daran werden alle arbeiten und dafür kämpfen, die mit ihm zu tun haben. Rückblickend finde ich es sehr beeindruckend, dass wir seit dem Unfall nicht einen Moment erlebt haben, in dem wir auch nur den Eindruck gehabt hätten, es würde nicht alles für ihn getan, was menschenmöglich ist.
Also dann.....weiter geht es! Und es gibt zum Glück nur eine Richtung für Philip: aufwärts.

Sonntag, der 11.April 2010

Leider gehen heute die Osterferien zu Ende und dies bedeutet für Philip, dass er heute nach Unna in die Lebensarche zurückkehren wird, da ab morgen wieder der Ernst des Lebens beginnt. Zumindest fängt der Schuluntericht wieder an und auch die Therapien starten wieder. Wir hoffen aber, dass sich Philip nicht nur sehr gut erholt hat, sondern auch ohne Schule und Therapien ein paar Impulse für seine Entwicklung erhalten hat. Für uns Angehörige waren die Ferien sehr lehrreich, denn wir waren seit dem Unfall noch nicht so lange mit Philip zusammen weg, hatten aber auch noch nie einen Pflegedienst und Therapeuten kommen lassen. Und es sind die kleinen Dinge, die man lernt und vorher nicht planen kann. Schief gehen kann immer mal etwas und dann ist es hat an uns die Situation zu meistern. Ich persönlich freue mich aber schon auf die Sommerferien mit Philip, in denen wir eine Woche an der Nordsee sein werden. Aber bis dahin ist es ein eine kleine Weile hin. Wir werden Philip weiterhin unterstützen und zählen wie immer auch auf euch. Aber umso schöner ist es, seine Fortschritte zu sehen. Ich werde auf dieser Internetseite einen "Terminkalender" einrichten, so dass alle, die Philip besuchen wollen, im Voraus schon erfahren können, wann er in Essen sein wird.

Frohe Ostern! (Sonntag, der 4.April 2010)

Frohe Ostern wünschen wir allen Freunden und Verwandten, die uns in letzter Zeit so tatkräftig untersützt haben, die immer für uns da waren und die soviel Anteil an Philips Schicksal genommen haben. Eure Unterstützung gibt Philip den Rückhalt, den er zu seiner Genesung braucht. Er selber leistet den größten Beitrag, indem er jeden Tag alles gibt und mehr und mehr dazu lernt.
Ohren ab!Ein Beispiel zeigt das Bild nebenan. Seit ein paar Wochen Kautraining klappt zumindest das Zu- und Abbeißen sehr gut. Deshalb kam Ostern auch genau zum richtigen Zeitpunkt und kein Schokohase ist mehr vor ihm sicher. Philip hat auch soviel Schokolade geschenkt bekommen, dass er keinen Schokohunger erleiden muss. Den Schokohasen auf dem Foto bekam Philip von der Physiotherpeutin hier in Lengerich geschenkt. Wie ihr sehen könnt, sind bereits heute morgen die Ohren Philips Schokohunger zum Opfer gefallen. Wir nennen das mal "Kautraining". Wenn man ihm beim Essen zuschaut, dann hat man schon den Eindruck, dass es ein Genuss für ihn ist und dass er sehrwohl schmecken kann. Dann wird der Rest des leckeren Hasen auch nicht lange in dieser Form erhalten bleiben. Seine Bezugspflegerin Nicole hat Philip eine Osterkarte mitgeschickt und Philip darin aufgefordert, die Schokolade nicht zu teilen. Na dann hat der Junge noch einiges vor sich, aber er kann es sich ja auch leisten.
Ein weiterer Fortschritt ist der Wechsel der Kopfstütze. Die neue Kopfstütze bietet keinen Halt mehr nach vorne. Aber das ist absolut kein Problem, denn Philip schafft es, den Kopf von ganz alleine zu halten. Dafür erlaubt die neue Kopfstütze viel mehr Bewegungsfreiheit und Philip beginnt damit seinen Kopf zu drehen. Dies erweitert hoffentlich seine Welt erheblich, da er jetzt ein viel größeres Blickfeld hat und auch vieles verfolgen kann. So ganz sicher ist er mit seiner neuen Freiheit noch nicht, aber er ist (wie immer) auf dem richtigen Weg.
Und heute gab es einen Überraschungsbesuch. Der große blaue Bulli ist doch auffällig und so sprach es sich herum, dass Philip hier im Städtchen zu Besuch ist. Da haben zwei Herren von der neuapostolischen Kirchengemeinde in Lengerich die Gelegenheit genutzt und Philip nicht nur besucht, sondern auch gleich zum Kindertag im August in Melle eingeladen. Wir haben uns sehr über die Einladung gefreut und werden mal schauen, ob sich der Besuch realisieren lassen wird. Wir sind schwer beeindruckt, wer alles an Philip denkt und ihn, aber auch uns, unterstützt.
Ebenfalls zu Besuch waren heute Papa und Pascal hier, um Philip frohe Ostern zu wünschen. Die Beiden hatten sich, trotz Renovierungsstress, auf dem Weg von Essen nach Lengerich gemacht und ich denke, dass sich die Fahrt auch gelohnt hat. Philip war sichtlich erfreut die Beiden zu sehen. Während Papa einen Spaziergang mit Philip unternommen hat, hat Pascal die Gelegenheit genutzt und auf dem ungenutzten Sitzsack eine Mütze Schlaf nachgeholt.
Zum Glück verbleiben noch eine Woche Schulferien (die Hälfte ist also er rum) und Philip wird mit Mama noch in Lengerich bleiben. Ob wir es heute abend noch mit ihm zu einem der zahlreichen Osterfeuer schaffen, hängt von seiner Kondition ab. Ich fürchte allerdings, dass der Tag doch anstrengend war und dass Philip das warme Bett leiber sein wird als das regnerische Wetter am Osterfeuer.
Wir wünschen euch allen viel Spass an Ostern und in den Ferien und freuen uns auf einen schönen Frühling uns Sommer, in dem wir hoffentlich viel unterwegs sein und viele Freunde treffen werden.

Dienstag, der 30. März 2010

Das Leben kann soooo entspannt sein. Später dazu mehr. Wir hatten heute Besuch von einer Dame von Philips Rollstuhlhersteller. Nachdem sie schon am Freitag in Unna einiges repariert hatte, wurden heute die letzten Reparaturen vorgenommen. Dies war auch dringend nötig, da einige Defekte monatelang bekannt waren, aber das Santitätshaus diese nicht beheben wollte oder konnte.
ChillenWährend die gute Dame also munter am Rollstuhl schraubte (und zusammen mit mir auch hämmerte), lag Philip ganz entspannt auf seinem Riesen-Sitzsack auf der Terrasse in der Sonne und hat zugeschaut. Ob er wirklich zugeschaut hat, kann ich aber nicht mit Sicherheit sagen, weil wir ihm die Sonnenbrille aufgesetzt hatten. Mit einer Decke über den Beinen hat er die wärmende Frühlingssonne sichtbar genossen. Die Sonnenbrille war wirklich erforderlich, weil die Sonne doch recht hell schien und er auf dem Rücken liegend zumindest in Richtung Himmel schaute. Und ihr müsst schon zugeben, dass das cool aussieht und Lust auf den Frühling bzw. Sommer macht. So ganz nebenbei ist der Rollstuhl dann auch fertig geworden und sowohl Trommelbremse als auch Handgriff funktionieren so, wie sie sollen. Der Einsatz hat sich also gelohnt.
Ach ja, seit ein paar Tagen üben wir fleißig das Kauen und Abbeißen mit Philip. Er schafft es mittlerweile ein dickes Stück massive Schokolade durchzubeißen und dies dann auch genüsslich zu verspeisen. Jetzt steht Ostern wirklich nichts mehr im Weg und kein Schokohase wird vor Philip sicher sein. Bei seiner Figur und dem Gewichtsverlust seit dem Unfall kann er es sich auch leisten. Und Essen steigert bekanntlich auch die Lebensqualität. Es sind halt kleine Schritte, aber es sind Schritte in die richtige Richtung, die Philip wieder zurück ins Leben geht. Wir haben aber das Gefühl, dass er sich dabei gut fühlt. Er wirkt entspannt und oft glücklich. Mit seinem Lächeln verzaubert er alle, die mit ihm zu tun haben. Was will man mehr? Wir sind glücklich über die Momente, die wir mit Philip erleben dürfen und es macht uns sehr viel Spass. Wir hoffen und glauben, dass auch er seinen Spass hat und das soll er schließlich auch. Es sind Ferien und da muss es nicht immer ernst sein, außer Ernst-Wilhelm.

Montag, der 29. März 2010

Oh ja, da auch ich Urlaub habe (und der Pflegedienst uns hilft) , kann ich euch wieder ein wenig vom heutigen Tag berichten. Der Frühling hat uns vor die Tür gelockt. Ingrid hatte die Idee, zum Zoo nach Rheine zu fahren.
AffenzirkusFür all die, die diesen Zoo noch nicht besucht haben (und er ist durchaus einen Besuch wert), muss ich an dieser Stelle erwähnen, dass er besonders für zwei Dinge bekannt ist: die Storchenkolonie und das Affenfreigehege. Schon auf dem Parkplatz konnten wir deutlich das Geklapper der (Klapper-)Störche hören. Es ist wirklich beeindruckend. Man geht durch in Zoo, der sich komplett unter alten hohen Bäumen befindet und in vielen Bäumen befinden sich, teilweise bis zu vier oder fünf, Storchennester. Die Störche waren fleißig damit beschäftigt die Nester für die Brut herzurichten und laufend flogen einige von den großen Vögeln mit Ästen und Zweigen im Schnabel über unsere Köpfe. Sehr beeindruckend. Vor dem Betreten bzw. Befahren des Affenfreigeheges haben wir Philip auf alle Risiken und Nebenwirkungen (die Affen sind eher frech und neugierig als scheu) hingewiesen, aber er wollte trotzdem hinein. Die Affen waren auch weniger an ihm interessiert als vielmehr an dem Rucksack, der hinten an seinem Rollstuhl hing. Wir hatten den aber vorher gut verschlossen und alle Gegenstände eingesteckt, die die Affen entwenden könnten. Außerdem hatte Ingrid ihren Spazierstock dabei und konnte sich so sichtlich Respekt bei den Affen verschaffen. Nach dieser "Kennenlernphase" war die Neugier auf  beiden Seiten aber gestillt und wir konnten in Ruhe durch das Gehege gehen und uns die Tiere anschauen, ohne dass die noch an uns interessiert waren. Aber Angst haben die Affen dort auch nicht, weswegen man sie ganz in Ruhe aus der Nähe und ohne Zaun dazwischen beobachten kann. Aber es gab auch Tiger, Seehunde, Zebras und viele andere Tiere zu sehen. Dazu schien fast ausnahmslos die Sonne und es war wieder für alle ein richtig schöner Tag. Philip war abends so erschöpft, dass wir ihn sofort nach der Rückehr ins Bett gelegt und für die Nacht fertig gemacht haben. Als die freundliche Dame vom Pflegedienst kam, schlief Philip schon tief und fest.

Sonntag, der 28. März 2010

Ohje, liegt der letzte Eintrag lange zurück! Hatte ich nicht Besserung gelobt? Asche auf mein Haupt!
Frischer Wind!Aber jetzt zu Philip! Es sind Ferien und damit Philip auch mal ein anderer Wind um die Nase weht als die gute Unnaer Stadtluft, sind wir mal wieder mit ihm "aufs Land" (das ist Mamas Formulierung) nach Lengerich gefahren. Da endlich alle Frostschäden auf der A1 repariert sind, war die Fahrt diesmal kein Problem. Am Sonntag haben sich Meli und Kai auf den weiten Weg aus Essen gemacht, um sich höchstpersönlich davon zu überzeugen, dass Philip es hier auch wirklich gut hat. Ich denke, dass die Beiden jetzt voll und ganz überzeugt sind. Wir haben uns sehr über den Besuch gefreut.
Am Montag ging es dann ab nach draußen, um sich den Wind mal um die Nase wehen zu lassen. Der erste Versuch am Vormittag misslang noch (Regenschauer), aber nachmittags war es trocken und recht warm, aber windig. Philip wurde warm eingepackt und dann wurde nach den großen Holzhaufen geschaut, die hier schon an vielen Stellen für die Osterfeuer aufgetürmt werden. Die Vorfreude auf ein großes Feuer ist schon da. Wir hoffen nur, dass das Wetter am Ostersonntag genau so trocken bleibt. Ernst-Wilhelm schaut auf dem Foto zwar etwas angestrengt, aber er hat uns versichert, dass sich der Rollstuhl wirklich leicht schieben lässt. Da sich der Frühling langsam bemerkbar macht, werden die Beiden sicherlich noch den einen oder anderen Spaziergang unternehmen. Mama darf natürlich wieder mitgehen, denn die Bewegung an der frischen Luft tut uns allen sehr gut. Der Aufenthalt ist diesmal auch für uns als Angehörige sehr entspannt, da wir diesmal einen Pflegedienst beauftragt haben, der sich morgens und abends um Philip kümmert. In der Zeit können wir uns auch für den Tag frisch machen und dann geht es gemeinsam los. Drei mal pro Woche kommt auch eine Physiotherapeutin, damit Philip nicht einrostet. Nach den Anstregungen, um all dies im Vorfeld zu organisieren, braucht Mama die Erholung auch.

Freitag, der 12. März 2010

Wann wird es endlich Frühling? Philip hat es wahrscheinlich auch leid, dass wir ihn immer erst in die dicken Winterklamotten stecken, bevor es nach draußen geht. Aber ich denke, wir müssen nicht mehr lange warten. Aber bleiben wir mal bescheiden und hoffen, dass es zu den Osterferien richtig los geht mit dem Frühling.
Aber was macht man bei diesem miesen Wetter? Eine Möglichkeit wäre ein Besuch im Kino, und genau das haben Nicole, Julia, Petra, Kevin, Alexander und Philip auch gemacht. Die drei erstgenannten waren sicherlich nicht als Anstandsdamen dabei, sondern waren die beste Betreuung. Endlich mal ohne die Eltern ausgehen. Und mit Nicole, Julia und Petra kann es nur ein (mindestens) sehr netter Abend gewesen sein. Ein Kinobesuch, der für uns nichts außergewöhnliches ist, ist für die Kinder aus der Lebensarche bestimmt ein besonderes Erlebnis.

Montag, der 1. März 2010

Am Samstag haben wir Philip aus der Lebensarche in Unna-Königsborn "entführt" und sind mit ihm nach Lengerich gefahren. Das Wetter war dort auch nicht besser, aber in einem privaten Umfeld kann man es sich richtig gemütlich machen. Da meine (Thorsten) Eltern nicht da waren, hatten wir sturmfreie Bude. Das war anfangs ein wenig komisch, in einer "fremden" Wohnung unter sich zu sein, aber wir haben uns da schnell zurecht gefunden. Außerdem hatte Ingrid vor der morgendlichen Abreise noch einen Topf Milchreis gekocht und über den haben sich dann mittags Philip und Mama hergemacht. Ich selber mag Milchreis nicht so gerne, aber wenn Philip zu Besuch kommt, scheinen meine Wünsche nicht an erster Stelle zu stehen. Und das ist auch sehr gut so! So einen Teller Milchreis mit Zimt und Zucker hatte Philip dann auch schnell verputzt und danach gab es eine Nickerchen. Nachmittags sind wir mit dem großen Bulli nach Osnabrück zum Shoppen gefahren. Nein, meine Damen, Männer fahren nicht einfach so zum Shoppen! Wenn wir einkaufen gehen, dann benötigen wir auch etwas. Bei Philip war es so, dass er neue Schuhe brauchte. Das letzt Paar hatten wir in Größe 46 gekauft, weil er aufgrund seines Spitzfusses (das heisst wirklich so) Orthesen tragen musste und mit denen brauchte er so große Schuhe. Jetzt ist der Spitzfuss dank vielen Trainings und vieler fleißiger Helfer auskuriert, die Orthesen müssen nicht mehr getragen werden und Philip brauchte neue Schuhe. Außerdem steht der Frühling vor der Tür (ok, er hat noch nicht geklingelt, aber er steht quasi schon da) und da mussten einfach mal neue Schuhe her. Mit den Augen konnte Philip uns und der Verkäuferin zeigen, welches Paar ihm am besten gefiel. Und ich muss sagen, dass der Junge einen starken Willen und einen guten Geschmack hat. Aber davon könnt ihr euch dann ja mal überzeugen, wenn ihr ihn besucht. SCheinbar hat Philip der Ausflug in die City von Osnabrück sehr gut getan. Normalerweise geht er abends gegen halb sieben zu Bett. Am Samstag waren wir erst um sieben Uhr wieder in Lengerich und Philip war einfach "kaputt" zu kriegen. Um halb neun lag er dann im Bett, ohne dass es vorher irgendwelche Anzeichen der Müdigkeit, Verpannung oder Erschöpfung gab. Und ihr drüft uns glauben, dass man es dem Jungen ansehen kann, wenn er es im Rolli nicht mehr aushält. Aber als er dann im Bett lag, wurden die Augenlider ganz schnell schwer und er war ratz-fatz eingeschlafen.
Den Lolli geschafft!Das Foto ist am Sonntag entstanden, nachdem Philip gerade einen gelben Lolli vernascht hatte. Mit Lollis soll Philip nämlich trainieren, damit er zukünftig alleine durch einen Strohhalm trinken kann. Das Schlucken klappt zwar wunderbar, aber das Ansaugen der Flüßigkeit noch nicht. Seine Logopädin Julia hat uns den Tipp gegeben, mit Lollis zu trainieren und wir machen doch nichts lieber als das. Ingrid hatte auch rein zufällig noch einen Tüte Lutscher im Hause, also haben wir am Sonntag trainiert. Ich denke, Philip hat schon schlimmere Dinge trainieren müssen in den letzten Monaten. Es klappt zwar noch nicht immer den Mund ganz geschlossen zu halten (deswegen die Tücher um den Hals), aber auch das klappt immer besser.
Seit ein paar Wochen schafft Philip es auch, zu lächeln. Auf dem Foto deutet es sich ein wenig an. Wenn wir mit ihm rumalbern und Spass machen, dann wandern seine Mundwinkel nach oben und es wird ganz offensichtlich, dass es ihm Spass macht. Dieses Lächeln zeigt sich erst seit ein paar Wochen, aber wir wünschen uns, dass es sich dafür für den Rest seines Lebens ganz oft zeigen wird. Und es macht soooo einen Spass, den Jungen zum Lachen zu bringen! Ich denke schon, dass es ihm, zumindest manchmal, richtig gut geht.
Richtig gut ging es auch Sonntag nachmittags, als Ingrid und Ernst-Wilhelm wieder von ihrem Wochenendausflug zurück waren. In Lengerich gibt es sonntags um 16:00 Kaffee und Kuchen, so auch gestern. Da Ingrid selber nichts backen konnte, wurden ein paar Stücke Torte geholt. Für Philip gab es Schoko-Sahne-Torte und die hat er auch mit offensichtlichem Appetit verputzt. Danach mussten wir uns leider wieder auf den Heimweg machen, da Philip wieder in Unna erwartet wurde. Nach einer schaukeligen Fahrt über die A1 (ein 2,50 Meter hoher Bulli ist doch sehr seitenwindempfindlich) waren wir gegen sieben Uhr in der Lebensarche und....Philip war kein Stück müde! Das Abendbrot hat er sich auch nicht entgehen lassen, bevor es dann doch zu Bett ging. Und heute hieß es wieder "Ab in die Schule!". Halt durch Philip, die Osterferien kommen bald! Aber Schule von 10 - 12 Uhr scheint für ihn eine sehr passende Zeit zu sein. Weiter so!

Freitag, der 26. Februar 2010

Wir haben Wochenende! Und weil das Wetter so doof werden soll, schnappen wir uns morgen früh den Philip und schauen mal, was wir mit ihm anstellen. Faulenzen? Vielleicht.....oder auch mal ein wenig die Gegend erkunden. Wenn es nach Mama geht, geht´s jeden Tag vor die Tür. Die teuren Winterklamotten müssen sich scheinbar noch rentieren, zumal der Fusssack und das Wintercape auch wasserdicht sind. Aber Philip soll ja Sinneseindrücke sammeln und Wind und Wetter gehören auch dazu. Wenigstens ist es nicht mehr so kalt und wir freuen uns schon alle auf den Frühling.
Heute haben wir auch eine Ferienwohnung für den Sommerurlaub gebucht. Es gibt richtig schöne behindertengerechte Ferienwohnungen, die ebenerdig sind, breite Türen und ein großes Bad haben und auch mit einem Pflegebett ausgestattet sind. "Unsere" Ferienwohnung liegt an der Nordsee. Jetzt brauchen wir nur noch gutes Wetter dort. Hatten wir den Sonnentanz nicht schonmal gemeinsam geübt? Also los, alleman tanzen, damit dann auch die Sonne scheint. Es reicht aber auch, wenn ihr kurz vorher und dann immer mal wieder zwischendurch tanzt. Die Ferienwohnung liegt nah am Deich, damit wir auch ans Meer kommen. Ob wir mit Philip an den Strand kommen, ist noch fraglich, da sich sein Rollstuhl sicherlich nicht gut auf Sand bewegen lässt. Es gibt zwar Rollstühle für den Strand, aber Philip braucht einen speziellen Rollstuhl mit passender Kopfstütze usw. und ich glaube nicht, dass es genau einen passenden Strandrolli für ihr gibt. Aber wir schauen mal. Ansonsten werden wir es uns zwischen den Schafen auf dem Deich gemütlich machen und Philip zum Deichgraf erklären. Aber bis dahin ist noch Zeit und bekanntlich ist die Vorfreude mit die schönste Freude. Und wenn man bei dem Sch...wetter durch die verregneten Fenster schaut, dann darf es gerne etwas Vorfreude auf einen Urlaub sein.

Dienstag, der 16. Februar 2010

Lange lange lange ist es her, seit ich hier zum letzten mal etwas geschrieben hatte. Das mag daran liegen, dass wir einiges zu tun hatten und dass es auch keine besonderen Vorkommnisse bei Philip gab. Wir haben unseren Alltag, er seinen.
Neu hinzugekommen sind bei ihm allerdings ein paar Geräte, die er noch aus der Reha kennt. Das eine ist ein Stehgerät, dass es ihm ermöglicht aufrecht zu stehen. Man kann es sich wie eine Liege vorstellen, auf die er gelegt und die dann hochgeklappt wird. Damit soll das Gefühl des Stehens wieder hergestellt und der Kreislauf wieder in Schwung gebracht werden. Wie fühlen wir uns denn, wenn wir nur sitzen oder liegen? Aber ob dieses Stehdings für ihn angenehm ist, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht ist es sogar eher anstrengend. Aber anstrengend ist so vieles, wenn die Leichtigkeit durch so einen Unfall abhanden gekommen ist.
Umso schöner sind die Erholungsphasen. Am Wochenende hatte Papa Philip zu sich nach Hause geholt und dann wurde, auch zusammen mit Pascal, die Männer-WG geprobt. Die drei großen P: Philip, Pascal und Papa!
Karneval gab es in der Lebenarche selbstverständlich auch. Aber irgendwie schien das nicht das richtige für Philip gewesen zu sein. Zu laut oder zu bunt? Wir wissen es nicht, aber wir müssen nunmal davon ausgehen, dass er seine Umwelt anders wahrnimmt als wir unsere. Vor dem Unfall war er zumindest für jede Form der "tollen Tage" zu haben.
Kennt ihr das Lied von Udo Lindenberg und Jan Delay mit der ersten Textzeile "Eigentlich bin ich ganz anders, ich komm nur viel zu selten dazu"? Bei dem Lied müssen wir irgendwie immer an Philip denken. Die zweite Zeile lautet "Du machst hier bald mit einem Bekanntschaft, den ich genauso wenig kenne wie du". Auch das passt sehr gut, wenn nicht noch besser. Wir müssen Philip erst noch kennenlernen, so wie er momentan ist. Wir sehen ihn jetzt seit acht Monaten so und vielleicht können wir sagen, dass wir ihn doch ein wenig kennen. Es ist nicht leicht, jemanden kennenzulernen, der anders ist als wir und der auch anders ist als die Person, die er vorher war. Ich denke, das gilt für alle, die Philip nach seinem Unfall wiedersehen und die ihn vorher schon kannrten. Man muss ihn wieder kennenlernen und ihn so annehmen.
Kennt Philip sich eigentlich selber, so wie er jetzt ist? Begreift er, was war und was ist? Oder lebt er in seinen Erinnerungen, die ihm vielleicht geblieben sind? Er kann es uns leider nicht mitteilen. Sicherlicht ist er derjenige, der es am schwersten hat, die Situation so anzunehmen. Es fragt ihn ja niemand, sondern es ist einfach so, wie es ist. Im Aufzug in der Lebensarche in Unna-Königsborn ist ein großer Spiegel und man kann sich dort, ob stehend oder im Rolli sitzend, im Ganzen betachten. Man kommt auch nicht drumherum, weil der Spiegel so groß ist.  Manchmal haben wir den Eindruck, dass Philip in den Spiegel schaut und sich dort sieht. Erkennt er sich? Wir haben noch keine eindeutige Rektion ausmachen können. Petra, eine Betreuerin aus der Wohngruppe, hat uns allerdings berichtet, dass Philip schon reagiert hätte, als er sich dort gesehen hat. Wir wissen es nicht, aber eigentlich kann es keine freudige Reaktion gewesen sein.
"Eigentlich bin ich ganz anders, ich komm nur viel zu selten dazu." Ob er jemals wieder dazu kommt? Wir wünschen es ihm!

Sonntag, der 17. Januar 2010

Alle, die nicht nicht aus Philips "alter" Klasse kommen und die deswegen nicht mit an dem Plakat gearbeitet haben, werden sich vielleicht trotzdem daran erinnern, dass die Klasse für Philip ein Riesenplakat gebastelt hatte und das ihm dies bei einem Besuch in Essen überreicht wurde. Natürlich hängt dieses Plaket schon längst, aber ich hatte euch noch nicht verraten, wo es hängt.
das PlakatEs hängt direkt über seinem Bett. Das Plakat ist schlichtweg so groß, dass es an keine Wand in seinem Zimmer gepasst hätte und an der Decke über seinem Bett kann er es auch am besten sehen, wenn er auf dem Rücken liegt. Das Aufhängen an sich gestaltete sich nicht ganz einfach, weil ja keine Nadeln und Heftzwecken über dem Bett verwendet werden dürfen. Aber es hängt und das auch bombensicher, ohne dass Philip kleine gemeine Pieksereien befürchten muss. Wie findet ihr das so? Ich meine das Plakat und nicht die Pieksereien.
Leider konnten wir Philip noch nicht dazu befragen, welches Bild ihm auf dem Plakat am besten gefällt, aber das muss er uns auch nicht verraten. Es zählt das Gesamtkunstwerk und schließlich sind wir auch Kulturhauptstadt 2010.
Kultur? Auch da muss Philip durch und wenn es schon keine Kunst- oder Musiktherapie gibt, dann sorgen die lieben Freunde und Verwandten für Kultur. Nein, wir haben nicht gesungen und auch nicht gemalt, sondern uns (Oma Gila, Ludwig, Mama, Philip und Thorsten) das "Zentrum für internationale Lichtkunst" in Unna angesehen. Tja, ein apallisches Syndrom schützt auch vor Ruhr.2010 nicht. Die Ausstellung ist durchaus einen Besuch wert und kann auch mit dem Rollstuhl besichtigt werden. Ein paar kleine Stufen haben wir mit Hilfe kräftiger junger Ausstellungsbesucher auch gemeistert. Man muss halt nur fragen. Die Ausstellung befindet sich mitten in Unna im Keller der ehgemaligen Lindenbrauerei (schlecht ausgeschildert, Eingang neben der Lindenbrauerei). Während einer etwa einstündigen Führung bekommt man viel erklärt und zu sehen und sogar wir als "Kunstbanausen" waren recht angetan. Für Philip haben wahrscheinlich die optischen Eindrücke überwiegt, denn es war einerseits dunkel, andererseits hell, bunt, bewegt, grell, spektakulär. Er hat sich das auch (größtenteils) interessiert angesehen und wir hoffen, dass es für ihn ebenso ein schönes Erlebnis war wie für uns auch. Kulturhaupstadt, wir kommen!


Ich habe mal wieder "aufgeräumt" und die alten Beiträge findet Ihr hier.

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